Kranichzug am Galenbecker See

27.11.2017
Kranichzug am Galenbecker See

Noch immer läuft das Genehmigungsverfahren zu mehreren Windkraftanlagen inmitten der Friedländer Großen Wiese und auch nach fachlich fundierten Gegenargumenten sind Politiker, Ivenstoren und Flächennutzer bestrebt, wichtige Vogelrastgebiete zu opfern. Hunderttausende Vögel ziehen alljährlich über die Friedländer Wiese um am Galenbecker See zu rasten. Auch für Kraniche und Gänse ist das Gebiet auf dem Zug in die Winterquartiere ein wichtiger "Hotspot". Daher sind gerade jetzt Erfassungen, Zählungen und Beobachtungen vom Rastgeschehen außerordentlich wichtig um weitere Fakten zur Verhinderung des Windkraftwahnsinns in der Wiese zu schaffen. Dieser kleine Bericht soll dazu beitragen und die enge Beziehung von Galenbecker See und Wiese als zusammenhängendes Vogelschutzgebiet aufzeigen.

Die Rastbestände 2017 bei den Kranichen in der Friedländer Gr. Wiese blieben weit hinter den letztjährigen Rastzahlen zurück. Erstmals stagnierten die Zahlen seit dem kontinuierlichen Anstieg ab 2008. Grund für die ungewöhnlich niedrige Zahl in diesem Herbst sind die ungünstigen Wasserstandsbedingungen an den etablierten Schlafplatzstandorten. Durch die ungewöhnlich hohen Niederschlagsmengen im Sommer und Herbst 2017 waren die Wasserstände zu hoch für die Kraniche. Die langjährigen Schlafplatzstandorte Spitzer Ort, Polder Heinrichswalde und Fleethof wurden zeitweise gemieden oder nur sehr sporadisch angeflogen. Somit mussten die Großvögel auf andere Standorte ausweichen. Viele Grünlandflächen in der Friedländer Großen Wiese waren durch die hohen Niederschlagsmengen stark überstaut und es boten sich zahlreiche Möglichkeiten zum Nächtigen. Sogar nasse Stellen in Maisäckern wurden von den Vögel allabendlich angeflogen. Der größte Schlafplatz 2017 befand sich auf einer flach überstauten Grünlandfläche östlich vom Demnitzer Bruch.

Die Regenmengen machten sich auch auf den landwirtschaftlichen Flächen deutlich bemerkbar und der Mais konnte nur spät und auf manchen Flächen gar nicht geerntet werden. Nahrungsmangel war die Folge, der die Masse an Kranichen zum schnellen Ab- bzw. Weiterzug in die Winterquartiere zwang. Gehäufte Störungen durch Menschen auf den Nahrungs- und Rastflächen sowie an den Schlafplätzen war ein weiterer Einfluss, der zum negativen Rastgeschehen beitrug. Im Herbst 2017 rasteten in der Friedländer Großen Wiese maximal 10.000 Kraniche. Die Erfassung der Rastbestände stellte sich durch den unsteten Schlafplatzanflug der Vögel und das Nutzen von ungewöhnlich vielen Standorten als sehr schwierig dar. Der Gesamtbestand der Großvögel konnte daher nur grob geschätzt werden. Die meiste Zeit verging mit der Suche nach neuen temporären Schlafplatzstandorten. Im Bezug auf das diesjährige Monitoring im Rahmen des Genehmigungsverfahren für die geplanten Windparks kann das diesjährige Rastgeschehen als nicht genehmigungsrelevantes Ergebnis gewertet werden. Im Herbst 2018 müssen die Rastzahlen von Kranichen und Gänsen erneut erfasst werden. Nur so kann ein objektives Gutachten geschrieben werden. Nach dem öffentlichen Aufruf verstärkt auf rastende Kraniche und Gänse zu achten und deren Zahlen zu registrieren, sind zahlreiche Daten zusammengekommen. Nur mit der tatkräftigen Unterstützung von einigen Vogelfreunden konnten die Rast- und Nahrungskarten entworfen werden. Insgesamt sind so über 300 Beobachtungsdatensätze zusammengekommen, die eine wichtige Grundlage in naturschutzrechtlichen Fragen zur Windkraftproblematik stellen sollten.

mit freundlicher Zustimmung von M. Tetzlaff bereitgestellt

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