Meisensterben - als wenn Corona nicht reicht...

23.04.2020
Meisensterben - als wenn Corona nicht reicht...

In der Obduktion zeigten die Tiere unterschiedliche Ernährungszustände. Einige Tiere waren gut genährt, während es auch Tiere mit vollständiger körperlicher Auszehrung (Kachexie) gab. Makroskopisch zeigten sich die inneren Organe unauffällig, während feingewebliche Untersuchungen durchweg eine Entzündung der Lunge aufwiesen (fibrinös-nekrotisierende Pneumonie). Auch konnten Bakterienkolonien im Bereich der Entzündungsherde beobachtet werden. Vereinzelt konnte an der Skelettmuskulatur einzelne Zelluntergänge (hyalinschollige Degeneration) beobachtet werden. Bakteriologisch konnte aus den inneren Organen der Tiere das Bakterium Suttonella ornithocola isoliert werden, während parasitologische Untersuchungen des Darms negativ ausfielen. Auch virologische Untersuchungen auf Usutu-, West Nil- oder Influenzaviren verliefen mit negativem Ergebnis.

Bei Suttonella ornithocola handelt es sich um ein Bakterium welches erstmalig im Frühjahr 1996 in England und Wales für ein massives Meisensterben verantwortlich gemacht wurde. 2018 wurde der Erreger im Zusammenhang mit einem Versterben von Meisen erstmalig in Nordrhein-Westfalen beschrieben. Erkrankte Tiere zeigten eine Lungenentzündung und vereinzelt Erkrankungen des Darms. Über die Infektionswege ist wenig bekannt. Da der Erreger eine Lungenentzündung verursacht, ist eine Übertragung via Aerosol oder durch Kontakt mit infizierten Sekreten denkbar. Dabei ist die Überlebensdauer des Erregers in der Umwelt unklar.

Ein Gefährdungspotential für Menschen oder Tiere außer Meisen scheint nicht zu bestehen. Laut gegenwärtiger Literatur ist keine Infektion beim Menschen oder Tieren außer Meisen bekannt.

Zusammenfassend steht die Lungenentzündung (Pneumonie) der Tiere als Hauptmerkmal im Vordergrund. Auslöser ist hier ein Bakterium namens Suttonella ornithocola. Ob die Veränderungen der Muskultur ebenfalls bedingt sind durch das Bakterium ist nicht sicher, aber nicht auszuschließen. Aktuell ist die Datenlage spärlich. Laut aktueller Literatur soll die Erkrankung gehäuft im Frühjahr auftreten. Häufig sollen Blaumeisen, aber auch andere Meisen, sowie vornehmlich männliche Tiere betroffen sein, da diese vermutlich durch die Balz primär geschwächt sein könnten.

Quelle: https://www.laves.niedersachsen.de/startseite/tiere/

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