Zitronenstelze - Brutvogel auf dem Riether Werder 2020

11.07.2020
Zitronenstelze - Brutvogel auf dem Riether Werder 2020

Der Riether Werder ist eine 83 ha große Insel im Neuwarper See. Der Neuwarper See ist wiederum eine Bucht des Stettiner Haffs. Die Insel steht seit 1990 unter Naturschutz und ist zu 100% im Besitz des Landes Mecklenburg-Vorpommern. Während der Vegetationsperide wird die Insel mit bis zu 70 Rindern beweidet. Seit 1995 betreut der Förderverein für Naturschutz den Riether Werder. 2002 übernahm für den Verein Frank Joisten die Aufgaben des Gebietsbetreuers für das Naturschutzgebiet. Zu Beginn seiner Tätigkeit lebte ganzjährig Schwarzwild und Raubwild auf der Insel, die dafür sorgten das nur sehr wenige Vögel auf der Insel brüteten. Deshalb wird die Insel seit 2002 intensiv bejagt und hat sich mittlerweile zur einer der produktivsten Vogelinseln in Mecklenburg- Vorpommern entwickelt. Auch 2020 war die Insel Raubwild und Schwarzwildfrei nachdem im Frühjahr 6 Füchse erlegt wurden.

Bei einem Inselrundgang am 22.05.2020 stellte Frank Joisten auf dem Deich einen gelben Vogel fest, den er im ersten Moment für eine der zahlreich auf dem Riether Werder brütenden Wiesenschafstelzen Motacilla flava hielt. Da er aber doch ein wenig anders aussah, machte er ein Foto des Vogels und konnte zu seiner Überraschung auf dem Display eine männliche Zitronenstelze Motacilla citreola erkennen.

Zitronenstelzen brüten normalerweise in Westsibirien und überwintern in Indien. Seit einigen Jahren scheint sich die Art in Richtung Westen auszubreiten und es gab in Deutschland in den letzten Jahren immer wieder einzelne, seltene Beobachtungen dieser Art. Brutversuche oder Bruten sind jedoch in Deutschland äußerst selten.

Frank Joisten ging am 22.05. davon aus, dass es sich bei der Beobachtung um einen Durchzügler handeln würde. Zu seiner Verwunderung konnte er jedoch am 26.05. am gleichen Platz neben dem Männchen auch eine weibliche Zitronenstelze feststellen. Daraufhin begann er, zusammen mit dem Naturfotografen Gunther Zieger und mehreren Biologiestudenten der Uni Greifswald und der Fachhochschule Neubrandenburg den Aufenthaltsort intensiver zu beobachten.

Ab dem 27.05. begann das Weibchen in einer Wiese mit Flatterbinsen einen Nistplatz zu suchen, welcher bei dieser Art am Boden angelegt wird.

Da man am Vormittag des 28.05. die Rinder zur Beweidung auf die Insel transportierte, wurde der vermutliche Brutplatz mit einem Weidezaun, der mit einem solarbetriebenen Weidezaungerät betrieben wurde, auf 70m x 70m gesichert.

In den nächsten Tagen konnte dann beobachtet werden, wie beiden Zitronenstelzen immer in den mit dem Weidezaun gesicherten Bereich flogen und im Gras verschwanden. Das Nest wurde nicht gesucht, um das Gelege nicht aus Versehen zu zerstören.

Ab dem 22.06 konnten dokumentiert werden, wie beide Partner mit Futter im Schnabel den Nestbereich anflogen. Auch am 28.06. konnten die futtertragenden Zitronenstelzen fotografiert werden.

Dann setzte jedoch schlechtes Wetter mit Sturm ein und es war nicht mehr möglich täglich zur Insel zu gelangen.

Am 02.07. 2020 gelang letztmalig Patrick Weber die männliche Zitronenstelze im Bereich des Nistplatzes zu fotografieren.

Es gelang ihm an dem Tag auch einen Jungvogel im hohen Gras zu fotografieren, aber leider in dieser Position, die keine 100% sichere Bestimmung einer ausgeflogenen Zitronenstelze zulässt, da es sich auch um eine junge Bachstelze handeln könnte.

Die Beobachter hätten natürlich gerne auf der Insel ausgeflogene Zitronenstelzenjungvögel fotografiert, aber leider hat das Wetter nicht mitgespielt.

Auf Grund er langen Anwesenheit und auch futtertragender Altvögel kann jetzt für die Zitronenstelze als Brut auf dem Riether Werder gesprochen werden.

<< zurück zur Übersicht