Kormoranbestand nimmt ab - kalter Winter 2009/10 wirkt nach

Schwerin - Der Kormoranbestand nimmt ab. Aber warum? Tierschützer machen die kalten Winter verantwortlich, die Politik sieht einen Erfolg der Kormoranverordnung - denn die Fischräuber dürfen abgeschossen werden.
Die Zahl der Kormorane nimmt in Deutschland und im südwestlichen Ostseeraum weiter ab. Bundesweit sank die Zahl der Brutpaare im vorigen Jahr auf 19.425 im Vergleich zu mehr als 25.000 im Jahr 2008. Das geht aus dem am Montag veröffentlichten Kormoranbericht des Landesamtes für Umwelt, Naturschutz und Geologie (LUNG) in Mecklenburg-Vorpommern hervor.

Mecklenburg-Vorpommern sei vor allem für den Rückgang der bei Fischern unbeliebten Vögel verantwortlich. In dem Bundesland seien im vergangenen Jahr 40 Prozent weniger Brutpaare gezählt worden als im Spitzenjahr 2008: 8.750 bis 8.800 Paare in 16 Brutkolonien sind dem Bericht zufolge registriert worden. Damit sei der Bestand der fischfressenden Vögel in drei aufeinanderfolgenden Jahren rückläufig.

Eine Ursache dafür wird in den hohen Verlusten des kalten Winters 2009/10 gesehen, die sich auch im darauffolgenden Jahr auf den Brutbestand auswirkten. Die Vögel beginnen meist im zweiten Lebensjahr zu brüten. Für Mecklenburg-Vorpommerns Umweltminister Till Backhaus (SPD) hat sich dagegen die Kormoranverordnung des Landes bewährt, wonach die Vögel abgeschossen oder vergrämt werden dürfen, um Schäden abzuwehren.
Nach Ansicht der Ornithologischen Arbeitsgemeinschaft Mecklenburg- Vorpommern (OAMV) wird der Kormoranbestand auch nach diesem Winter weiter abnehmen. Gleich nach dem Zufrieren der Gewässer seien die stärksten Vögel weggezogen, die schwächeren schafften das oft nicht. «Das ist die natürliche Bestandsregulierung», sagte der OAMV-Vorsitzende Klaus-Dieter Feige. Die Kormoranverordnung habe nur lokal den Druck von Binnenfischereibetrieben genommen.

Für die großen Fischteichanlagen Boek und Lewitz, die im Nationalpark beziehungsweise im Naturschutzgebiet liegen, erteilte das Landesamt nach Angaben des Umweltministeriums zudem Ausnahmegenehmigungen. So dürfen an den Fischteichen der Lewitz seit 2010 die Schlafplätze der Vögel aufgelöst werden.

Backhaus kündigte an, die Ende April auslaufende Verordnung verlängern zu wollen. «Wir werden (...) in Kürze das Verfahren für eine Anschlussverordnung aufnehmen», erklärte er.

Die Überwinterungsgebiete der Kormorane aus Mecklenburg-Vorpommern liegen in Spanien, Frankreich, den Niederlanden sowie in Süddeutschland und in der Schweiz. Dem Ornithologen Feige zufolge wird der Klimawandel das Problem mit den Kormoranen für die Fischerei in Mecklenburg- Vorpommern lösen. Bis zum Ende des Jahrhunderts, so sagen Studien voraus, wird der Vogel seinen Lebensraum nach Norden an die menschenleeren skandinavischen Seen verlagern. (dpa)

Quelle: www.proplanta.de


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